"Venus im Pelz -- eine Lektion" von Kai
- Eventuelle Ähnlichkeiten der handelnden Personen mit real existierenden sind ebenfalls nicht rein zufällig.
- Anders gesagt: Die folgende Erzählung wurde in ihrem Kern genau so erlebt und bestimmt das Schicksal ihres Autors bis auf den heutigen Tag.
Literaturhistorisch bewandert, kannte er natürlich die Erzählung des Leopold von Sacher-Masoch, diese aufreizend erotische Geschichte einer sonderbaren Liebe: Ein Mann von Adel sah seine Liebeserfüllung darin, dass er sich der Angebeteten, einer – wollte man der Geschichte glauben – betörend schönen Russin, bedingungslos in die Hand gab. Ihre königliche Erscheinung, in kostbare Pelze gehüllt, hatte seine Sinne dermaßen verwirrt, dass er einen Vertrag unterzeichnete, der alle Rechte an die erwählte „Herrin“ übertrug, einschließlich des Rechtes, ihn, ihren „Sklaven“, nach Lust und Laune zu strafen. Er selbst wolle fortan ihr bedingungslos dienen und gehorchen und seine Erfüllung zu ihren Füßen finden. … -- Eine seltsame Liebe, wie er fand.
Ihn, den (etwas verstaubten) literaturhistorisch Bewanderten; interessierte daran lediglich die aufkeimende Dekadenz eines sterbenden Jahrhunderts. 1870 mochte die Erzählung noch ergriffen haben, für ihn war sie nur noch von historischem Interesse.
Die Tür oben war halb angelehnt, er trat ein. Der Flur war dunkel, doch sah er gedämpftes Licht, fein abgestimmt auf das Thema der Veranstaltung, in einem hinteren Zimmer. Dass er offenbar der erste hier war, irritierte ihn nicht, zu oft schon war er aufgrund seiner extremen Pünktlichkeit allen Veranstaltern zuvorgekommen.
Er hockte sich nieder, um seine volle Tasche langsam (und auch ein wenig andächtig, denn wie viel Nachtarbeit mochte in diesen ausführlichen Notizen stecken!) auf dem Boden abzustellen. Vorsichtig zog er ein sehr altes Buch daraus hervor, eine ungemein wertvolle Erstausgabe der „Venus im Pelz“, um darin zu blättern …:
-- „… man sieht, die Rasse der Katharina stirbt nicht aus.“ …
Eine dunkle weibliche Stimme forderte ihn auf, sich hinzustellen, und sanft, aber dennoch sehr bestimmt wurde er vorwärts gestoßen. Nach zwei, drei Schritten stand er vor zwei Pfeilern, und während er erst langsam erkannte, dass dies die hohen Pfosten einer hohen Liegestatt waren, und irgend etwas darauf ihn anzog, ohne dass er sich dies hätte erklären können, wurden seine Handgelenke in Schlingen an diese Pfosten gebunden.
Die dunkle Stimme hinter ihm legte sich jetzt weich und schmeichelnd an sein Ohr, Haar berührte seine Wange, ein betörender Duft legte sich um seine Sinne, und das matte Licht im Raum schien nun gänzlich zu erlöschen.
Die Hände einer Frau legten sich um seine Hüften, und wäre nicht dieser betäubende Duft gewesen, hätte er es als unschicklich abweisen müssen. Sie öffnete den Gürtel seiner Hose, und er spürte, wie die Hose dennoch eng wurde und zu platzen drohte. Sie öffnete Knopf und Reißverschluss, und sein pralles Gemächt schnellte heraus.
Sie trat zurück und schlich augenscheinlich zufrieden in einem weiten Halbkreis wie eine Raubkatze um ihn herum, den stechenden Blick nicht von ihm lassend.
Er fühlte sich gemustert und bloßgestellt von dieser fremden Frau, er fühlte sich maßlos gedemütigt. Er fühlte sich … vergewaltigt.
Erst jetzt wurde er in dem Halbdunkel gewahr, dass ein herrlicher Zobel sich über das Bett ausbreitete. Auf einer riesigen Zobeldecke lagerte diese Frau, selbstgefällig ihre Beute betrachtend.
Weich und wohltuend schloss sich der sanfte, edle Pelz um sein sensibelstes Körperteil …, warm legte sich Weiblichstes um sein Empfinden, er fühlte sich geborgen und irgendwie angekommen.